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Viel mehr Wucht
Nur echte Fans bei DAF/DOS im Kronesaal

Diese Musik war vielleicht nicht jedermanns Sache. Eher etwas für Insider aus einem Kreis, der sich in Worms und Umgebung recht klein gestaltet. Vielleicht war auch die Konkurrenz des Pfingstmarktes und des Mannheimer Stadtfestes zu stark. Was auch immer der Grund gewesen sein mag, änderte nichts daran, daß Wolfgang Schall (Krone Concerts) sehr entäuscht zeigte angesichts der Publikumsresonanz auf das Konzert von "DAF/DOS" im Herrnsheimer Kronesaal. Nur etwa 80 Zuschauer verteilten sich im Saal. Die allerdings erwiesen sich als eingefleischte Fans der zweiköpfigen Formation DAF/DOS und feierten ihre Party vor der Bühne.
Die Musik von DAF/DOS in die Techno-Schublade zu pressen, wäre ein Fehler, sie als "elektronischen Punk" zu bezeichnen, träfe ebenfalls nicht den Punkt. Härter, lauter, leidenschaftlicher ist der Sound geworden. Wer hier noch die weichgespülten DAF aus der Zeit der Neuen Deutschen Welle auf der Bühne erwartet hatte, rümpfte die Nase. "Der Mussolini" - einer der DAF-Hits aus jener Ära und immer wieder gerne als Beispiel für die Musik dieser band angeführt - kam mit sehr viel mehr Wucht.
Nach wie vor arbeitet Gabi Delgado, Kopf von DAF/DOS, nach dem gleichen musikalischen Prinzip: die Musik kommt vom Sequencer, dem Synthesizer, der Drum-Machine und dem Computer - alles bedient von Wotan Wilke. Darüber singt, schreit, stöhnt und keucht Delgado seine Texte, die minimalistisch, aber gerade dadurch äußerst direkt sind. "Das ist Liebe, das ist Sex" oder "Verschwende deine Jugend" sind einfache und klare Botschaften, die keine Analyse brauchen. Ein schweißtreibendes Konzert - absoluter Kult für die einen, ein Ausflug in den Underground für die anderen.
Den Auftakt bildete "Tube X", eine DJ-Neuentdeckung des Krone-Concerts- Teams. Tube X, das ist der Studiotechniker und Komponist Samuel Meis, der unter dem Einfluß von Gruppen wie "Kraftwerk" oder "Tangerine Dream" schon sehr früh begonnen hat, elektronische Musik zu komponieren. Er ist kein DJ, der sich auf das Auflegen von Platten oder CDs beschränkt, sondern seine Musik wird tatsächlich live gespielt, mit Hilfe von Sequencern und Computern allerdings. Tube X war jedoch leider als Support-Act für DAF/DOS eine Fehlbesetzung, denn den Geschmack des Publikums traf er nicht. Sein äußerst filigraner Technosound mißfiel den Gästen, die ihm nicht einmal Höflichkeitsapplaus spendeten. Ein reines Techno-Publikum wäre sicherlich begeistert gewesen.
"Es war ein Versuch", erklärte Wolfgang Schall im Gespräch. "Wir wollten sehen, wie diese Musik in Worms ankommt - aber solche Experimente lassen wir in Zukunft bleiben." Statt dessen will Krone Concerts bei bewährten Veranstaltungskonzepten bleiben. Fünf große Events sind für 2 000 in der amerikanischen Sporthalle geplant.
01.06.99 - Wormser-Zeitung / Harald Gourgé  


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